Der 21. Dezember ist in vielen Kulturen als der Tag der Winter-Sonnenwende bekannt. In der tiefsten Nacht des Jahres wird das Licht der aufgehenden Sonne als die Wiedergeburt des neuen Lebens gefeiert. Ab diesem Zeitpunkt werden die Tage allmählich länger, die Nächte kürzer. Es ist der Sieg des Lichtes über die Dunkelheit.

Noch in der Dunkelheit versammeln wir uns am Eingang zu den Tempeln. John, unser maltesischer Führer, gibt uns eine Einweisung in die Geschichte und Besonderheit der beiden neolithischen Tempel hier an der Westküste. Schon oft hat er Gruppen zu diesem besonderen Ereignis der Winter-Sonnenwende begleitet.

Vorbei an den gigantischen Außenmauern von Hagar Qim, dem Tempel, der oben auf der Hügelkuppe steht, laufen wir den Weg hinunter zum Mnajdra Tempel. Dieser Tempel zeigt, wie die meisten anderen Tempel auf  Malta, eine eindeutige astronomische Ausrichtung. Das besondere ist, dass der Mnajdra Tempel sowohl zu den beiden  Tag-und Nachtgleichen als auch zu beiden Sonnenwenden im Jahr orientiert ist.

Es ist noch immer dunkel – dumpf schlägt das Meer an die steile Felsenküste. Von den Hängen duftet wilder Thymian und Klee. Dann, in der ersten Dämmerung, taucht linkerhand die kleine Felseninsel Filfla im Meer auf. Wir gehen durch eine Tür im Zaun und betreten den heiligen Bezirk. Weil Malta so südlich liegt, sind die  Dämmerungszeiten nur kurz. Schnell ist es hell geworden, obwohl die Sonne noch nicht über den Hügel scheint. Langsam gehen wir in den Tempel hinein und warten im mittleren Bereich. Durch das große Tor schauen wir hinaus und sehen plötzlich die Sonne, wie sie als ein kleiner strahlender Ball langsam über den Hügel rollt. Es ist genau der Moment, wo sie sich mit der Erde, dem Himmel und dem Meer berührt.

Die Sonnenstrahlen scheinen seitlich durch den Eingangsbereich bis zu einem aufrechten Stein auf der rechten Seite, dem Eingang zum Hauptaltar. Der Lichtstrahl erscheint als ein Winkel auf dem gelben Stein. Auch die oberen Steine der inneren Mauer glänzen nun im Licht. Für einen kurzen Moment ist es, als würde flüssiges Gold über die inneren Wände fließen.

Warum haben die Menschen damals, vor über 5000 Jahren, ihre Tempel mit solch einer Präzision nach dem Kosmos orientiert?

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