Der Tempel von Tarxien liegt in dem gleichnamigen Bezirk Tarxien, auf einem Hügel südlich von Valetta. Heute ist dieses Gebiet eines der dicht bebautesten der Insel. Vier einzelne Tempel sind aneinander gebaut und bilden zusammen den Tempelbezirk. Erst 1914 haben Bauern beim Pflügen riesige Steinblöcke aus der Erde geholt und für den Hausbau verwendet. Dann hat Sir Temi Zammit, der Vater der maltesischen Archäologie, von 1915-1917 die Anlage ausgegraben und hiermit wesentliche Erkenntnisse der Frühgeschichte Maltas wissenschaftlich begründen können. Seit letzten Herbst war der Tempel monatelang geschlossen, weil er mit einem Dach überbaut wurde, um ihn vor den Regenfällen im Winter und den starken Sonnenstrahlen der Sommermonate zu schützen.
Vor kurzem war ich wieder dort, um zu schauen, wie sich der Ort durch das Dach verändert hat. Zwischen Häuserblocks und schmalen Strassen kommt man auf einen kleinen Platz, hier befindet sich der alte Eingang. Die heutige Eingangstür sieht mehr wie eine gewöhnliche Haustür aus, unscheinbar und bescheiden.
Ein weisses Segeldach entfaltet sich über dem gesamten Tempelbezirk. Das Licht, das nun durch das Segel“tuch“ fällt, ist weich und verleiht der gesamten Anlage eine konzentrierte Geschlossenheit, weil die eng angrenzenden Wohnhäuser nicht mehr sichtbar sind.
Tarxien wird auch als Zentrum der Megalithkultur auf Malta bezeichnet. Gleich hinter dem mächtigen Eingangsportal steht der Rest einer riesigen Göttinnenfigur. Große Schalen befinden sich an bedeutenden Plätzen in den Seitenapsen. Es ist möglich, dass hier Frauen unterrichtet wurden in Allem was mit Fruchtbarkeit und Mutterschaft in Verbindung steht. Man hat viele kleine Tonfiguren gefunden, die an Föten erinnern. Eine Frauenfigur hat an verschiedenen Stellen ihres Körpers kleine Muschelteilchen eingedrückt, als würden diese bestimmte Akupunkturpunkte zeigen. Sie ist schwanger. Auf ihrem Rücken finden sich neun Rippen, Einkerbungen, die die Dauer einer Schwangerschaft zeigen.
Einzigartig in Tarxien ist die künstlerische Ausdruckskraft in der Gestaltung der verschiedenen Ornamente und Spiralen. Wer geübt und vertraut ist, mit Steinen zu sprechen, sollte sich Zeit nehmen, das Archäologische Museum in Valetta zu besuchen. Dort liegen die großen Originalreliefs und Spiralblöcke und erzählen ihre jahrtausende alte Geschichte. Die Göttin, die kleinen Tonfiguren und die schwangere Frau sind dort auch zu finden.