Balinese

Nachts hat es wieder geregnet. Heute Morgen ist alles feucht, auf den Wegen die Pfützen von warmem Wasser. Über dem Fluss steigen Nebelwolken auf, umwölken die Wipfel der Palmen.

Der Vollmond spannt den Himmel auf bis zur aufgehenden Sonne.

Es wird blau und tief.

Die Erde atmet feucht und schwer.

Nebenan schreit ein Schwein zum letzten Mal. Viele Opfergaben werden zu Vollmond in den Tempel gebracht.

Einen neuen Fühlraum öffnen.

Wieder Regen. Es ist, als sollte ich zum Ende hin noch einmal völlig durchweicht werden. Ich sehne mich nach der ruhigen und trockenen Erde von Malta.

In der Tiefe meiner Erfahrungen auf Bali liegt nur dies: Surrender. Alles ablegen, Schicht um Schicht. Aufgeben, ergeben, hingeben.

Innana. Als sie in die Unterwelt hinabsteigt, auf der Suche nach ihrer Schwester  legt sie all ihre königlichen Insignien ab, ein Kleidungsstück nach dem anderen bis sie ganz nackt da steht. Dann kommt der Tod. Dann und erst dann wird sie erlöst. Es geschieht an ihr, durch sie. Das ist die Gnade.

Der Regen wird stärker. Laut fallen die Tropfen auf den roten Sonnenschirm. Der Fluss dampft. Schwalben sausen wild durch den Wasservorhang, ihre Federn werden zum Regenkleid.